Kreativität ist die wunderbare Fähigkeit, voneinander unabhängige Realitäten zu erfassen und durch ihre Gegenüberstellung einen Funken zu erzeugen.
(Max Ernst)
Pionier des Surrealismus zwischen Traum, Technik und Rebellion
Max Ernst war ein deutsch-französischer Maler, Grafiker, Bildhauer und Dichter – und eine der prägendsten Figuren des 20. Jahrhunderts im Bereich der modernen und surrealistischen Kunst. Geboren 1891 in Brühl bei Bonn, entwickelte er schon früh ein tiefes Misstrauen gegenüber Autorität, Logik und Konvention – eine Haltung, die sich durch sein gesamtes Werk zieht.
Nach dem Ersten Weltkrieg war Ernst Mitbegründer der Kölner Dada-Bewegung. Anfang der 1920er-Jahre zog er nach Paris und wurde dort zu einer zentralen Figur des Surrealismus. Mit großer Experimentierfreude entwickelte er bahnbrechende Techniken wie die Frottage (Abrieb), Grattage (Kratzen) und Collage. Auch in der Druckgrafik schuf er mit Radierungen und Lithografien völlig neue visuelle Erzählformen – voller Traumlogik, Symbolkraft und Ironie.
Seine grafischen Arbeiten, darunter zahlreiche illustrierte Bücher, zeichnen sich durch eine präzise Linienführung, unheimliche Formen und ein tiefes Interesse an Mythologie, Sexualität und Transformation aus. Werke wie Une semaine de bonté oder Histoire Naturelle gelten als Meilensteine surrealistischer Bildsprache auf Papier.
Max Ernst war eng mit den wichtigsten Protagonist:innen des Surrealismus verbunden:
Er arbeitete mit Man Ray an fotografischen Experimenten, stand in engem Dialog mit André Breton, war eng befreundet mit Paul Éluard und teilte eine tiefgreifende künstlerische und persönliche Beziehung mit Leonora Carrington. Auch mit Hans Bellmer, Óscar Domínguez und Wifredo Lam war er verbunden durch Ausstellungen, gemeinsame Publikationen und gegenseitige Inspiration.
Besondere Bedeutung hatte seine spätere Ehe mit der amerikanischen Surrealistin Dorothea Tanning, mit der er viele Jahre in den USA und später in Frankreich lebte und arbeitete. Ihre gemeinsame Zeit war geprägt von künstlerischem Austausch und gegenseitiger Anerkennung, sichtbar in beider Werk.
„Die Malerei ist kein Mittel zur Dekoration. Sie ist eine Waffe – zum Angriff und zur Verteidigung gegen den Feind.“
– Max Ernst
Max Ernst starb 1976 in Paris. Sein Werk hinterließ nicht nur eine tiefgreifende Spur in der surrealistischen Bewegung, sondern beeinflusste auch die Entwicklung der abstrakten und konzeptuellen Kunst nachhaltig. Bis heute gilt er als einer der radikalsten, vielseitigsten und erfinderischsten Künstler des 20. Jahrhunderts.