FRANCIS PICABIA Frankreich, 22.01.1979-30.11.1953

Wenn man klare Gedanken haben will, sollte man sie so oft wechseln wie das Hemd.

(Francis Picabia)

Radikaler Erneuerer zwischen Dada, Surrealismus und Ironie

Francis Picabia war ein französischer Künstler, Schriftsteller und Provokateur, dessen ständig wechselnder Stil ihn zu einer der unberechenbarsten und zugleich einflussreichsten Figuren der Avantgarde des 20. Jahrhunderts machte. Geboren 1879 in Paris, begann er seine künstlerische Laufbahn mit impressionistischen Werken, bevor er sich über den Kubismus hinweg in Richtung Dada, Surrealismus und abstrakte Kunst bewegte – ohne sich je dauerhaft einer Stilrichtung zu unterwerfen.

 

Picabia war eine Schlüsselfigur der Dada-Bewegung, die er gemeinsam mit Marcel Duchamp, Tristan Tzara, Man Ray und anderen in Zürich und später in New York mitbegründete. Mit Ironie, Absurdität und gezieltem Widerspruch attackierte er die bürgerliche Kunstauffassung und entlarvte die Absurditäten der Moderne. Seine Zeichnungen, Drucke und „mechanomorphen“ Illustrationen – in denen Maschinen, Sexualität und Satire miteinander verschmelzen – sind bis heute ikonisch und beeindrucken durch ihren Witz, ihre konzeptuelle Tiefe und ihren visuellen Eigensinn.

 

In den 1920er-Jahren näherte sich Picabia zeitweise dem Surrealismus an und hatte engen Kontakt zu Künstlern wie André Breton, Max Ernst, Paul Éluard und Hans Arp. Auch wenn er sich nie vollständig der surrealistischen Gruppe anschloss – und Bretons autoritären Stil häufig spöttisch kritisierte – spiegeln viele seiner Werke dieser Phase surrealistische Elemente wider: rätselhafte Tuschzeichnungen, erotische Liniengeflechte und absurde visuelle Wortspiele, die die Betrachter zum Umdenken auffordern.

Picabias Kunst war geprägt von rastloser Erfindungslust, ironischer Distanz und dem bewussten Widerstand gegen jede Form stilistischer Festlegung. Er sagte einmal:

„Wenn man klare Gedanken haben will, sollte man sie so oft wechseln wie das Hemd.“

Francis Picabia starb 1953 in Paris. Sein Werk hinterlässt eine Spur aus Überraschung, Spott und künstlerischer Freiheit – und inspiriert bis heute alle, die sich dem Konformismus der Kunst entziehen wollen.