MAN RAY U.S.A., 17.08.1890-18.11.1976

Ich male, was man nicht fotografieren kann, und ich fotografiere, was ich nicht malen will.
( Man Ray)

Erfinder des unmöglichen Bildes

Man Ray, geboren 1890 als Emmanuel Radnitzky in Philadelphia, war einer der einfallsreichsten und einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Als zentrale Figur sowohl der Dada- als auch der Surrealismusbewegung entzog er sich Zeit seines Lebens jeder Kategorisierung und bewegte sich frei zwischen Fotografie, Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und experimentellem Film.

 

Anfang der 1920er Jahre, nach seiner aktiven Teilnahme an der Dada-Szene in New York gemeinsam mit Marcel Duchamp, übersiedelte Man Ray nach Paris – eine Stadt, die zu seinem eigentlichen künstlerischen Zuhause wurde. Dort schloss er sich dem Kreis um André Breton an und arbeitete eng mit zahlreichen Surrealisten zusammen, darunter Max Ernst, Paul Éluard, Yves Tanguy, Hans Bellmer, Meret Oppenheim und Lee Miller (die zeitweise seine Muse und Geliebte war). Seine Fotostudios und Ateliers waren Begegnungsorte der Pariser Avantgarde und prägten die visuelle Identität des Surrealismus entscheidend mit.

 

Obwohl er vor allem für seine radikalen fotografischen Experimente bekannt ist – wie die von ihm erfundenen „Rayographien“ (kameralose Fotogramme) und seine ikonischen surrealistischen Porträts –, war Man Ray auch ein produktiver und visionärer Zeichner und Grafiker. Seine Lithographien, Radierungen und Zeichnungen verbinden elegante Linienführung mit visuellen Paradoxien, erotischer Symbolik und psychologischer Tiefe. Oft genügten ihm wenige reduzierte Zeichen, um komplexe Ideen zum Ausdruck zu bringen – eine Verbindung aus Poesie und Form, die ganz seinem eigenen Stil entsprach.

Für Man Ray sollte Kunst nicht das Leben nachahmen, sondern es neu erfinden. Ob in träumerischen Fotografien, geheimnisvollen Assemblagen oder surrealen Zeichnungen – er schuf Bilder, die die Logik umgehen und direkt das Unterbewusste ansprechen sollten.

„Ein Original ist eine Schöpfung, die vom Verlangen motiviert ist. Jede Reproduktion eines Originals ist von Notwendigkeit getrieben. Es ist wunderbar, dass wir die einzige Spezies sind, die zweckfreie Formen erschafft. Schaffen ist göttlich, Reproduzieren ist menschlich.“

Man Ray lehnte alle künstlerischen Dogmen ab und erfand sich und seine Ausdrucksformen immer wieder neu. So lebte er, wie er arbeitete: unabhängig, rastlos und mit unstillbarer Neugier. Er starb 1976 in Paris – auf seinem Grabstein steht der passende Satz:
„Unbekümmert, aber nicht gleichgültig.“

 

Bis heute inspiriert das Werk Man Rays Künstlerinnen und Künstler aller Disziplinen – ein lebendiges Zeugnis für seine Vorstellung von Kunst als Spiel, Rebellion, Erfindung und Befreiung.