MERET OPPENHEIM Deutschland/Schweiz, 06.10.1913-15.11.1985

Freiheit bekommt man nicht geschenkt. Man muss sie sich nehmen.
(Meret Oppenheim)

Muse, Mythenschöpferin, Meisterin der Verwandlung

Im Mai 1932 traf Meret Oppenheim in Paris auf Alberto Giacometti und Hans Arp, die von ihrer Kunst begeistert waren und sie einluden, am Salon des Surindépendants teilzunehmen. Dieser frühe Auftritt markierte den Beginn ihrer engen Beziehung zur Pariser Avantgarde und zur surrealistischen Bewegung.

Im Herbst 1933 lernte sie Max Ernst kennen – eine Begegnung, die zu einer leidenschaftlichen Liebesaffäre und zu fruchtbarem künstlerischem Austausch führte. Im selben Jahr fotografierte sie Man Ray in der ikonischen Serie Érotique voilée, wodurch sie weit über die surrealistische Szene hinaus als „Muse der Surrealisten“ bekannt wurde. Doch Oppenheim war weit mehr als nur eine Muse: Ihre Werke waren ebenso radikal, experimentell und geistreich wie die ihrer männlichen Kollegen.

 

Sie bewegte sich im unmittelbaren Kreis um André Breton, Marcel Duchamp, Paul Éluard, Leonor Fini und viele andere zentrale Figuren des Surrealismus. In dieser intensiven Phase entstanden einige ihrer berühmtesten Werke, darunter das legendäre Objekt Déjeuner en fourrure (Frühstück im Pelz) von 1936 – eine mit Pelz überzogene Kaffeetasse samt Untertasse und Löffel, die im selben Jahr auf der Internationalen Surrealismus-Ausstellung in London gezeigt wurde – sowie Ma Gouvernante (Meine Gouvernante), ein erotisch aufgeladenes Objekt, das später vom Museum of Modern Art in New York angekauft wurde.

Trotz ihres frühen Ruhms zog sich Oppenheim in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zurück, um sich von festgelegten Rollenbildern – auch jenen der surrealistischen Bewegung – zu befreien. Sie lebte und arbeitete in Basel und Bern und griff ab den 1950er-Jahren wieder verstärkt auf Entwürfe, Skizzen und Konzepte aus ihrer Pariser Zeit zurück. Ab 1972 pendelte sie zwischen Paris, Bern und dem Künstlerdorf Carona im Tessin, wo sie viele Jahre verbrachte.

 

Kurz vor ihrem Tod wurde sie als Mitglied in die Akademie der Künste in Berlin aufgenommen. Am 15. November 1985, dem Tag der Vernissage ihres Buches Caroline, verstarb Meret Oppenheim in Basel. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im Künstlerdorf Carona – einem Ort, der, wie ihre Kunst, von Transformation, Tiefe und poetischer Freiheit geprägt war.