„Der Surrealismus ist kein Stil – er ist ein Geisteszustand.“
(André Masson)
Surrealistischer Entdecker des Unbewussten und der Urkräfte
André Masson war ein französischer Maler, Zeichner und Grafiker, bekannt für seine radikale Erforschung des Unbewussten, mythischer Welten und elementarer Naturkräfte. Geboren 1896 in Balagne, Frankreich, studierte Masson an der École des Beaux-Arts in Paris und wurde in den 1920er Jahren zu einer der frühesten und kühnsten Stimmen des Surrealismus.
Masson stand in enger Verbindung mit dem surrealistischen Kreis um André Breton und arbeitete unter anderem mit Max Ernst, Joan Miró, Paul Éluard, Man Ray und später auch mit Wifredo Lam zusammen. Seine experimentelle Herangehensweise – insbesondere das automatische Zeichnen – hatte starken Einfluss auf die surrealistische Praxis und inspirierte viele Künstlerinnen und Künstler innerhalb wie außerhalb der Bewegung. Trotz zeitweiliger Konflikte mit Breton blieb Masson zeitlebens ein zentraler Akteur in der surrealistischen Szene.
Indem er jede Form rationaler Kontrolle ablehnte, entwickelte Masson das automatische Zeichnen als zentrales Mittel der Bildfindung: Die Hand sollte sich frei über die Oberfläche bewegen und so das Unbewusste direkt sichtbar machen. Seine Werke – ob Gemälde, Zeichnung oder Druckgrafik – wirken roh, energetisch und oft gewaltsam; sie evozieren innere Konflikte, kosmische Schöpfung und zeitlose Rituale.
In den 1930er- und 40er-Jahren veränderte sich Massons Stil und wurde zunehmend von mythischen, erotischen und existenziellen Themen geprägt – beeinflusst nicht zuletzt durch seine persönlichen Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg und im Zweiten Weltkrieg. Während des Krieges emigrierte Masson in die USA, wo er im Kreis der exilierten Surrealisten lebte und erheblichen Einfluss auf die aufkommende Bewegung des Abstrakten Expressionismus ausübte.
Massons Lithographien und Zeichnungen sind berühmt für ihre Unmittelbarkeit, ihre symbolische Dichte und ihre formale Experimentierfreude. Bis zu seinem Tod im Jahr 1987 blieb er der Idee verpflichtet, Kunst als Medium innerer Offenbarung und kosmischen Dialogs zu verstehen.